Ein Gespräch über Wege zum eigenen Buch und wie Selfpublishing die Buchbranche verändert
Schreiben ist nur die halbe Miete: Jeanette Lagall, erste Vorsitzende des Selfpublisher Verbands spricht mit uns im Interview darüber, vor welchen Herausforderungen angehende Autorinnen und Autoren stehen. Ausserdem gibt sie Tipps dazu, wie der Traum vom eigenen Buch gelingt und wie Sie das eigene Werk an die Leser:innen bringen.
Der Traum vom eigenen Buch: Wie lässt er sich verwirklichen?
exali: Viele träumen davon, mit dem Schreiben ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Welche Möglichkeiten gibt es, das zu realisieren?
Jeanette Lagall:
Der „klassische“ Weg wäre, sich mit einem Manuskript an einen beziehungsweise mehrere Verlage zu wenden – und höchstwahrscheinlich genauso viele Absagen zu erhalten. Das ist nicht weiter verwunderlich, da die Verlage Unmengen von Manuskripten bekommen und gar nicht die Zeit haben, alle durchzusehen. Heutzutage kann man seine Chancen aber erhöhen, indem man sich an eine Agentur wendet, die den Verlagen nur „vorsortierte“ Unterlagen liefert, die dadurch eher gesehen werden.
Was aber Viele nicht wissen: Man braucht in der heutigen Zeit gar keinen Verlag mehr, um das eigene Buch zu veröffentlichen. Dank Internet und verschiedener Print-on-Demand-Anbieter gibt es hier eine ganz neue Möglichkeit: Das Selfpublishing, sprich, man kann seine Bücher auch in Eigenverantwortung, unabhängig von einem Verlag veröffentlichen.
exali: Sie selbst haben eine Auszeit von Ihrem Hauptjob genommen, um Ihren Roman zu verfassen – würden Sie das jeder/m angehenden Autor:in raten oder lässt sich ein Buch auch „nebenbei“ schreiben?
Jeanette Lagall:
Nein, man muss sich nicht gleich eine Auszeit nehmen, bei mir hatte sich das lediglich angeboten. Natürlich kann man auch Schreiben, wenn man hauptberuflich etwas anderes macht. Die meisten Autoren und Autorinnen haben einen sogenannten „Brotjob“, übrigens auch die meisten Verlagsautorinnen und -autoren, da generell nur die wenigstens vom Schreiben leben können. Und schon gar nicht zu Beginn.
Allerdings würde ich das Wort „nebenbei“ gerne streichen. Niemand schreibt „nebenbei“ ein Buch. Natürlich ist es möglich, häppchenweise zu schreiben, mit Unterbrechungen oder es auch als Ausgleich zu anderen Tätigkeiten zu betreiben, aber trotzdem wird das Schreiben in der Zeit, in der man sich damit befasst, immer die volle Konzentration der oder des Schreibenden beanspruchen.
Bei der Veröffentlichung eines Buches geht es um mehr als Schreiben
exali: Das Schreiben des Buches ist nur die halbe Miete – welche Tipps würden Sie angehenden Autoren und Autorinnen zur Veröffentlichung des eigenen Werkes geben?
Jeanette Lagall:
Der anspruchsvollste und auch zeitintensivste Teil neben dem Schreiben ist die Vermarktung des eigenen Buches. Die eigentlich niemals aufhört. Um dem Buch einen guten Start zu ermöglichen, würde ich jedem empfehlen, sich schon vor der Veröffentlichung über Social Media eine kleine Fangemeinde aufzubauen. So etwas geht, auch wenn man noch kein Buch hat. Die Menschen mögen es, die Entstehung eines Buches zu verfolgen, schon vorab etwas über die Charaktere und Schauplätze zu erfahren oder im Falle eines Sachbuchs schon ein paar Tipps vorab zu bekommen. Gleichzeitig erhöht man so auch auf sich selbst den Druck, am Ball zu bleiben, denn wenn man schon vorab an die Öffentlichkeit geht, sollte man natürlich am Ende auch liefern, sonst ist es sehr peinlich.
Keine Buchveröffentlichung ohne professionelles Lektorat
exali: In unserem Branchenportrait haben Sie bereits gesagt, dass ein/e professionelle/r Lektor:in unbedingt das Werk prüfen sollte. Woran erkennt man Ihrer Meinung nach eine:n gute:n Lektor:in?
Jeanette Lagall:
Tauschen Sie sich mit anderen Autoren und Autorinnen aus und profitieren Sie von deren Erfahrungen. Damit ist schon mal eine gute Basis geschaffen. Letztendlich merkt man aber nur an der Art und Weise, ob man gut zusammenarbeitet, ob die/der Lektor:in gut ist. Das Lektorieren eines Buches ist etwas sehr Persönliches und die Chemie muss stimmen, wenn man jemandem erlaubt, am eigenen Text „herumzukritteln“. Und jede:r Lektor:in hat einen ganz eigenen Stil.
Eine erste Orientierung bietet natürlich die Homepage der Lektorin oder des Lektors. Hier kann man aus den Kundenstimmen schon einiges herauslesen. Wobei jeder natürlich nur Positives zeigt, was ja auch legitim ist. Die meisten Lektoren und Lektorinnen bieten jedoch ein kostenloses Probelektorat von ein paar Seiten an. Das sollte man unbedingt in Anspruch nehmen, denn so merkt man sehr schnell, ob die/der Lektor:in auf eine Art und Weise an das Manuskript herangeht, die einem persönlich zusagt. Und damit meine ich jetzt nicht, dass die Person möglichst wenig daran auszusetzen hat.
Nicht mal Profis liefern einen Text ab, an dem es nichts zu verbessern gibt. Wenn nach dem Probelektorat nur Lob und kaum Korrekturen kommen, dann Finger weg. Wenn man ein paar Probelektorate zum Vergleich hat, merkt man aber schon sehr bald, welche:r Lektor:in für einen selbst am besten passt.
Das komplette Videointerview mit Jeanette Lagall können Sie sich auch hier noch einmal ansehen:
exali: Hat man eine/n Lektor:in gefunden, der/dem man das Manuskript anvertrauen möchte: Wie sollte die Zusammenarbeit geregelt sein?
Jeanette Lagall:
Zunächst sollte man sich, auf Basis des fertigen Manuskripts, ein Angebot erstellen lassen. Und genau abklären, wie viele Durchgänge darin enthalten sind. Meist sind es zwei Durchgänge. So hat man zumindest mal einen Anhaltspunkt was es kosten wird. Wenn sich das Manuskript nur im normalen Mass ändert, dann wird sich auch der Preis nicht ändern. Wenn sich aber während des Lektorats herausstellt, dass umfassende Änderungen nötig sind oder zum Beispiel ganze Kapitel dazukommen, die dann auch noch lektoriert werden müssen, dann kann sich der Preis schon noch mal ändern. Aber das liegt sehr am Manuskript.
Ausserdem sollte man immer vorab klären, was man von der/dem Lektor:in erwartet und was Inhalt des Lektorats ist. So gibt es am Ende keinen Streit. Ein häufiger Irrtum ist zum Beispiel, dass das Korrigieren der Rechtschreibung dazugehört. Das ist nicht der Fall, dafür gibt es das Korrektorat. Das Lektorat liegt davor und befasst sich mit der Geschichte selbst, dem logischen Aufbau, Spannungsbogen, ob die Charaktere stimmig sind, dem generellen Stil etc.
Gerade ein:e Anfänger:in, die/der die eigenen Stärken und Schwächen noch nicht kennt, kann sich hier gut auf die Erfahrung der Lektorin oder des Lektors stützen. Wenn man bereits mehrere Bücher geschrieben hat, kennt man die eigenen Schwächen besser und kann eher mal sagen „Guck bitte mal besonders auf dieses oder jenes.“
Kein Selfpublishing ohne Amazon
exali: Auch der Online-Riese Amazon besitzt eine feste Position in der Selfpublishing-Branche. Eine Veröffentlichung über Amazon ist unter Autoren und Autorinnen aber weiterhin ein kontroverses Thema. Was spricht aus Ihrer Sicht dafür oder dagegen?
Jeanette Lagall:
Das ist sehr einfach. Ob man will oder nicht, wer seine Bücher erfolgreich selbst veröffentlichen will, kommt um Amazon nicht herum. Daher ist das Thema Amazon unter Autorinnen und Autoren eigentlich nicht wirklich kontrovers, sondern eher beim Buchhandel und dort aus gutem Grund. Aber dass sich der Handel Bücher in die Regale legt, die in Eigenverantwortung veröffentlicht wurden – von ein paar gutwilligen Buchhandlungen vor Ort, zu denen ein persönlicher Kontakt besteht einmal abgesehen – von dem Gedanken sollte man sich ganz schnell verabschieden. Daher geht es nicht ohne das Internet und auch nicht ohne Amazon.
exali: Ich habe mein Buch veröffentlicht und es bringt mir sogar etwas Geld ein – bringt dieser Zusatzverdienst rechtliche Pflichten mit sich?
Jeanette Lagall:
Sie sind auch als Selfpublisher:in ganz normal steuerpflichtig. Sie brauchen allerdings kein Gewerbe anzumelden, solange Sie nur Ihre Bücher verkaufen. Wenn Sie jedoch anfangen, zum Beispiel zu Ihren Büchern passende Merchandisingprodukte zu verkaufen, dann müssten Sie auch ein Gewerbe anmelden. Bei Angestellten muss die/der Arbeitgeber:in grundsätzlich über eine Nebenbeschäftigung informiert werden, damit es keine arbeitsrechtlichen Probleme gibt. Detaillierte Informationen zu dem Thema kann aber nur ein Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin geben.
Richtiges Marketing fürs eigene Buch
exali: Im Anschluss möchte ich mein lektoriertes Buch natürlich gern an die Leser:innen bringen. Da ist Marketing das A und O. Wo lauern hier Fallstricke?
Jeanette Lagall:
Absolut wichtig sind ein professionell gestaltetes und zum Buch passendes Cover und ein packender Klappentext. Das sind die beiden ersten „Argumente“, mit denen ein Buch überzeugen muss. Wenn eins davon, vor allem das Cover, nicht zieht, dann wird kaum jemand das Buch kaufen. Auch wenn diese beiden Dinge nicht unbedingt das sind, woran man beim Stichwort „Marketing“ denkt. Aber bei einem Buch sind sie definitiv Marketinginstrumente, denn wenn diese beiden Dinge nicht passen, kann man sich jegliches andere Marketing eigentlich schenken.
Fallstricke gibt es bei dem, was man im klassischen Sinne unter Marketing versteht, eigentlich nicht. Sofern man nicht irgendeiner oder irgendeinem unseriösen Anbieter:in auf den Leim geht, die/der einem verspricht, gegen Betrag X das Buch garantiert zum Bestseller werden zu lassen. Aber dass solche Angebote nicht funktionieren können, sollte eigentlich jedem klar sein. Marketing ist Erfahrung und Ausprobieren. Es gibt eine unendliche Vielzahl von Möglichkeiten und Kombinationen, was man alles machen kann, von kostenlos bis kostenintensiv, sodass es unmöglich ist, das hier alles aufzuzählen.
Abgesehen davon hängt es vom Genre, der Zielgruppe, dem Zeitgeist und einer Unmenge anderer Faktoren ab, ob eine Aktivität und letztendlich auch das Buch erfolgreich sind oder nicht. Was bei der einen Autor:in funktioniert, wirkt bei der oder dem anderen absolut nicht und umgekehrt. Und eine gute Portion Glück gehört auch immer dazu. Trotzdem sollte man sich hier ruhig mit anderen Autoren und Autorinnen austauschen, denn so bekommt man immer wieder gute Ideen, was man noch ausprobieren könnte. Denn eins ist sicher: Marketing hört niemals auf.
Ist Selfpublishing auch im klassischen Buchhandel möglich?
exali: Der Weg zu den Leser:innen führt neben Onlinekanälen auch ganz klassisch über den Handel. Wie bringe ich mein Buch bei Buchhändler:innen unter?
Jeanette Lagall:
Wie ich oben schon angedeutet hatte: Nur sehr schwierig. Die einzige Möglichkeit ist das klassische Klinkenputzen. Gehen Sie mit Ihrem Buch in die einzelnen Buchhandlungen und stellen Sie sich und das Buch den Verantwortlichen vor. Nehmen Sie auch einen sogenannten „Waschzettel“ mit, das ist ein Blatt, auf dem das Cover, Klappentext und alle wichtigen Daten und Informationen aufgelistet sind, und den man zur Information dalassen kann.
Die Erfahrung des Klinkenputzens ist durchaus interessant, die Händler:innen reagieren sehr unterschiedlich. Von ehrlichem Interesse über höflich-distanziert bis hin zu „also nee, Bücher aus dem Selbstverlag kommen mir nicht ins Regal“, passiert hier so ziemlich alles. Achten Sie allerdings darauf, dass Ihr Buch im VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) gelistet ist und eine deutsche ISB-Nummer hat, denn ohne diese können die meisten Händler:innen die Bücher gar nicht bestellen. Und auf Kommission mit Ihnen als persönlicher/m Ansprechpartner:in ist Vielen zu umständlich.
Man wird auf diese Art auf jeden Fall bei ein paar Buchhandlungen Erfolg haben und endlich das eigene Buch im Buchhandel sehen, was ein sehr schönes Gefühl ist. Aber verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass Ihr Buch plötzlich flächendeckend im Buchhandel ausliegt. Dafür müssen Sie schon sehr, sehr bekannt sein.
Handhabe gegen illegal veröffentlichte Kopien des eigenen Werkes
exali: Mein Buch ist veröffentlicht und taucht ohne mein Einverständnis auf einer Filesharing-Plattform auf, wo Leser:innen es kostenlos konsumieren können. Wie gehe ich gegen so eine Urheberrechtsverletzung vor?
Jeanette Lagall:
Man kann versuchen selbst bei dieser Plattform Stunk zu machen, falls man Kontaktdaten findet, aber das ist nur in wenigen Fällen erfolgversprechend. Auf Seiten mit .de-Endung kann man den Download-Link kopieren und den Hoster bitten, diesen zu löschen. Das klappt meistens. Nur muss man das gegebenenfalls mehrmals wiederholen, da ein gelöschtes Buch nach einer Weile wieder hochgeladen wird. Wenn man hier dranbleibt, verliert der Hoster irgendwann die Lust und unterlässt es ganz. Das Problem ist jedoch, dass die meisten Seiten leider nicht in Deutschland sitzen. Hier hilft eigentlich nur, sich an eine Agentur zu wenden, die Produktpiraterie im Internet bekämpft. Beispiele hierfür sind Fifthfreedom oder File Defense.
Der Selfpublisher-Verband: Politik, Fortbildungen und mehr
exali: Was ist die Hauptaufgabe Ihres Verbandes?
Jeanette Lagall:
Autoren und Autorinnen, die ihre Werke eigenverantwortlich verlegen, in allen Bereichen eine Stimme zu geben und den Beweis anzutreten, dass das schlechte Image, das die „klassische“ Buchbranche uns angedichtet hat, nicht der Realität entspricht. Auch sieht der Verband eine seiner Hauptaufgaben in der politischen Interessensvertretung der Selfpublisher:innen. Verbesserungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehen zumeist einher mit politischen Veränderungen, zum Beispiel ein ermässigter Steuersatz für Ebooks oder die Verhinderung nachteiliger Regelungen beim Urheberschutz.
Intern bieten wir unseren Mitgliedern kostenlose Fortbildungsmöglichkeiten zu allen Bereichen rund um das Schreiben und Veröffentlichen. Ausserdem können sie untereinander Erfahrungen austauschen. Ein unschätzbar wichtiger Punkt, da Autoren und Autorinnen ja meistens Einzelkämpfer sind. Aber der Verband wirkt natürlich auch extern, zum Beispiel durch die Organisation von Messeständen und dem Selfpublishing-Buchpreis. Damit werden wir für Leser:innen greifbar und können zeigen, dass selbstverlegte Bücher Verlagsbüchern in nichts nachstehen.
exali: Stichwort Autorenrechte: Der Selfpublisher-Verband gibt seinen Mitgliedern auch politisch eine Stimme. Wo sehen Sie derzeit die grössten politischen Herausforderungen, in Bezug auf unabhängige Autoren und Autorinnen?
Jeanette Lagall:
Darin, dass immer wieder von verschiedenen Seiten versucht wird, die Rechte der Urheber:innen zu unterlaufen. Das jüngste Beispiel ist ein Vorstoss des Bibliothekserverbands, der versucht, die Umsetzung der EU-Urheberrechtsnovelle dahingehend zu beeinflussen, dass es legitim sein soll, die gedruckten Bücher einzuscannen und diese Dateien dann beliebig oft an die Bibliotheksleser zu verleihen. Die Urheber:innen, also die Autoren und Autorinnen, würden in diesem Fall so gut wie nichts an den elektronischen Duplikaten verdienen beziehungsweise hätten selbst keinen Einfluss auf die Höhe etwaiger Vergütungen.
Ein anderes Stichwort, das in diese Richtung geht, ist das E-Lending. Kurz gesagt, hier würden Autoren und Autorinnen dazu verpflichtet, unmittelbar nach Erscheinen des Buchs auch ein Ebook-Exemplar an die Bibliotheken zu geben. Zwar bekämen die Autorinnen und Autoren bei einem Verleih (wie jetzt auch) eine geringe Vergütung, die Verleihpraxis der Bibliotheken ist jedoch völlig intransparent und gewährleistet nicht die vollständige Erfassung der Verleihzahlen. Die Bibliotheken würden sich obendrein die Kosten für den Kauf der Ebook-Lizenzen sparen – und die Autorinnen und Autoren würden wieder um ihren Verdienst gebracht.
Hier konnten wir, zusammen mit dem NAR (Netzwerk Autorenrechte) bis jetzt erfolgreich intervenieren, aber ganz vom Tisch ist das Thema immer noch nicht. Insgesamt wird hier die unternehmerische Entscheidungsfreiheit von Autorinnen und Autoren angegriffen. Das gibt es so in keiner anderen Branche. Unter dem Deckmantel „Bildung für alle“ werden Schreibende und Verlage faktisch enteignet – und dagegen müssen wir etwas tun.
E-Lending und Scannen von Büchern betreffen Selfpublisher:innen, Verlagsautoren und Verlagsautorinnen gleichermassen. Andere Bereiche hingegen treffen die Selfpublisher:innen alleine. Beispielsweise werden sie gerne von öffentlichen Förderungen ausgeschlossen, da dort die selbstpublizierten Bücher immer noch nicht als gleichwertig zu Verlagsbüchern angesehen werden. Erst kürzlich hat der Deutsche Literaturfonds wegen Corona die Autoren-Sonderförderung „Ausgefallen!“ aufgelegt. Eigentlich eine gute Sache. Bloss werden Autoren und Autorinnen, die im Selbstverlag agieren, hier explizit ausgeschlossen. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine private Förderung, da kann schliesslich jeder fördern, wen oder was er will, sondern um eine durch Steuergelder finanzierte.
Selfpublisher:innen sind, genau wie Verlagsautorinnen und -autoren auch, professionell tätige Künstler:innen, die ihren Lebensunterhalt durch das Schreiben und durch Lesungen bestreiten. Sie zahlen Steuern - erfolgreiche Selfpublisher:innen sogar vielfach mehr als so manche Verlagsautor:innen, da Letztere an ihrem Produkt meist wesentlich weniger verdienen. Die Fördergelder stammen aus Steuermitteln, wurden also auch von Selfpublishern und Selfpublisherinnen mitfinanziert. Es gibt daher absolut keinen Grund, sie dann von der Förderung selbst auszuschliessen.
Wir danken Jeanette Lagall für die spannende Reise durch die Welt des Selfpublishings und ihren Tipps für angehende Autoren und Autorinnen, um ein Buch erfolgreich an die Leser:innen zu bringen.
Jeanette Lagall hat viele Jahre im Marketing, Produkt- und Eventmanagement internationaler Konzerne gearbeitet. Nachdem sie einige Zeit in London, Paris und der Schweiz gelebt hat, ist die Betriebswirtschaftlerin für einige Jahre in ihre Heimatstadt Köln zurückgekehrt, um sich dort ihrem Herzensprojekt, der Schriftstellerei, zu widmen. Inzwischen schreibt die erfolgreiche Selfpublisherin an ihrem sechsten Roman und arbeitet als freiberufliche Lektorin für andere namhafte Autoren und Autorinnen. Als 1. Vorsitzende des Selfpublisher-Verbands vertritt Jeanette Lagall die Interessen der unabhängigen Autorinnen und Autoren, die auf dem Buchmarkt immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Vivien Gebhardt ist Onlineredakteurin bei exali. Hier erstellt sie Content zu Themen, die Selbständigen, Freiberuflern und Unternehmern unter den Nägeln brennen. Ihre Spezialgebiete sind Risiken im E-Commerce, Rechtsthemen und Schadenfälle, die bei exali versicherten Freelancern passiert sind.