Fehlerhafte Software sorgte dafür, dass Hunderte von Mitarbeiter:innen unschuldig im Gefängnis landeten
Diebstähle, die keine waren
1999 installiert die britische Post das Softwareprogramm Horizon, hergestellt von der japanischen Firma Fujitsu, für die Buchhaltung. Kurz danach nimmt das Drama seinen Lauf: Immer wieder zeigten von Mitarbeiter:innen verwaltete Konten plötzlich ein Minus auf. Von 2000 bis 2014 hatte das für insgesamt 736 Angestellte rechtliche Folgen, einige mussten sogar wegen Diebstahls eine Gefängnisstrafe antreten. Laut einem Bericht von BBC nahm sich ein Mann sogar das Leben, weil er angeblich 100.000 Pfund (ca. CHF 128'000) gestohlen haben sollte.
Was die Geschichte noch bizarrer macht, ist das Verhalten der britischen Post, die trotz der sich plötzlich häufenden „Diebstähle“ und Mitarbeiter:innen, die ihre Unschuld betonten, nicht zumindest in Erwägung zog, die Software zu prüfen. Stattdessen hielt man daran fest, dass Horizon zuverlässig arbeite und ging gerichtlich gegen die Angestellten vor. Erst 2019 errangen die ehemaligen Mitarbeiter:innen einen Teilsieg, als sich die britische Post mit 555 Antragsteller:innen auf einen Vergleich einigte und laut der BBC erstmals „Fehler im Umgang mit einigen Postmitarbeiter:innen“ einräumte.
Trotz erster Siege ist die Geschichte noch nicht zu Ende
Im Anschluss daran urteilte der oberste britische Gerichtshof, dass Horizon in den ersten zehn Jahren noch nicht mal „annähernd sicher“ funktionierte und auch danach Probleme hatte. Der Richter sprach von „Bugs, Fehlern und Defekten“ der Software. Kurz danach befasste sich die Criminal Cases Review Commision (CCRC) eine unabhängige Kommission, die sich mit Justizirrtümern beschäftigt, mit dem Fall und startete ein Ermittlungsverfahren. Bisher führte das dazu, dass 51 der Fälle erneut vor Gericht landeten und bei sechs davon die Verurteilung rückgängig gemacht wurde.
Die Story schlug in Grossbritannien so hohe Wellen, dass sich sogar Premierminister Boris Johnson auf Twitter zu dem Fall äusserte und von „Lektionen“ sprach, die man jetzt lernen müsse, „um sicherzustellen, dass so etwas nie mehr passiert“. Für den Anwalt Neil Hudgell, der 29 der früheren Postangestellten vor Gericht vertritt, liegt laut BBC die Schuld für das Fiasko klar bei der britischen Post. Diese habe „Fehler eines teuren IT-Systems ignoriert und sich stattdessen für die Vertuschung des Problems entschieden“. Auf Kosten der Mitarbeiter:innen.
Software-Fehler können nicht nur dafür sorgen, dass Menschen unschuldig im Gefängnis landen, sondern dass sie auch länger darin bleiben als nötig. So passiert im US-Bundesstaat Arizona – über die Geschichte haben wir bereits berichtet: Softwarefehler sorgt für Haftverlängerung: IT-Chaos in US-Gefängnis
Fehlerhafte Software: Was kann passieren?
Softwarefehler sind keine Seltenheit – erst vor kurzem waren weltweit plötzlich mehrere Webseiten, darunter die Homepages der Hongkonger Börse, sowie den vier grössten US-Fluggesellschaften nicht mehr erreichbar. Der Grund: Eine Störung beim Dienst des US-Dienstleisters Akamai, der eigentlich Webseiten vor Hackangriffen schützen soll. Der Fehler wurde zwar behoben, doch grundsätzlich kann fehlerhafte Software oder Programmierung auch eine Schadensersatzforderung oder Klage nach sich ziehen. Vor allem dann, wenn durch den Fehler ein finanzieller oder sogar personeller Schaden für die Unternehmen entstanden ist.
Gerade weil im Bereich der Software-Entwicklung mögliche Fehler nie ganz ausgeschlossen werden können, ist es wichtig, sich gegen solche meist sehr teuren Forderungen abzusichern. Mit der IT-Haftpflicht von exali.ch sind Sie als Entwickler:in oder Programmierer:in umfassend gegen die Schadenersatzforderungen Dritter und sämtliche Risiken abgesichert. Das beinhaltet sowohl Vermögensschäden als auch Sachschäden und Personenschäden sowie Folgeschäden daraus.
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