Gründen im Ausland: Tipps für Selbständige und Startups

Der Start in die Selbständigkeit ist mit einigen Herausforderungen verbunden – immer wichtiger wird dabei auch die Frage nach dem Standort. Alexandros Dohn und Badr Moudden haben 2021 das Unternehmen K2Match gegründet, das sich darauf spezialisiert hat, Gründer:innen und Expert:innen (beispielsweise Investor:innen) zusammenzubringen. Im Interview sprechen die beiden mit uns über die Herausforderungen der Unternehmensgründung und was Sie beim Gründen im Ausland beachten sollten.

Unternehmensgründung: Darauf sollten Sie achten

exali: Was sind aus eurer Sicht die grössten Herausforderungen von Gründer:innen?

Alexandros Dohn:
Die Herausforderungen sind stark abhängig vom Entwicklungsstadium des Startups – die Monetarisierung der Idee ist dabei grundsätzlich das schwierigste Vorhaben. Damit ist die Entwicklung einer Idee zu einem Produkt und / oder einer Dienstleistung gemeint, die vom Markt akzeptiert und von dem Startup gewinnbringend verkauft und weiterentwickelt werden kann.

Die Reise eines Startups fängt mit einer Idee an und durchläuft verschiedene Phasen, die Ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringen, um die nächste Stufe zu erreichen. Diese sind unserer Erfahrung nach:

Business-Herausforderung: Externe Unterstützung

Entlang dieser Phasen können Startups auch externe Unterstützung bekommen, um einzelne Herausforderungen zu bewältigen. Einhergehend sind die wichtigsten Geschäftsthemen unter anderem die Geschwindigkeit, um …

1. … den Markteintritt schneller zu bewältigen als die Mitbewerber:innen und dabei
    nicht kopiert zu werden, als auch

2. … die Liquidität stets aufrechtzuerhalten und dabei ein skalierbares
    Geschäftsmodell
mit zahlungskräftigen Kundinnen und Kunden, sowie steigenden
    Umsätzen bei niedrig bleibenden Kosten zu etablieren.

Herausforderung Liquidität

Neben Business-Herausforderungen sind die wichtigsten Themen bei Startups rund um das Thema Investment folgende:

Genug „Traction“ (Generierung von Vertriebs- bzw. Verkaufserfolgen) zu erzielen, um eine mögliche Durststrecke von Liquidität „Runway“ zu überwinden bis zur nächsten Investition. Dabei wird oft unterschätzt, dass die Akquise von Kapital meist mehr Zeit in Anspruch nimmt, etwa durch viele Verhandlungen, Due Diligence und am Ende auch tatsächlich die Herausforderung, passende Investor:innen zu finden.

Gründung im Ausland: Herausforderungen und Chancen

exali: Wie wichtig ist der Firmensitz meines Unternehmens und gibt es Gründe, die für eine Gründung im Ausland sprechen?

Alexandros Dohn:
Das hängt stark davon ab, um welche Art der Gründung es sich handelt. Wer beispielsweise ein Produkt entwickelt, sollte bei der Gründung verschiedene Parameter in Erwägung ziehen. Darunter fallen zum Beispiel: Produktionsstandort, Lieferketten und Einkauf. Dabei werden etwa die Herstellungskosten, Wege zu den Kundinnen und Kunden, Vertrieb und weitere Faktoren betrachtet. Die Entscheidung sollte deshalb sorgfältig analysiert und gewählt werden.

Digitale Geschäftsmodelle lassen sich heutzutage ortsunabhängiger gestalten. Die Bereitschaft für Onlinemeetings hat in den letzten drei Jahren stark zugenommen. Vor allem für Startups in der Start- und Wachstumsphase können sich viele Vorteile ergeben, unter anderem Liquiditätsvorteile durch niedrige Besteuerungen, als auch schneller Markteintritt durch effizientere bürokratische Prozesse je nach Land und Industrie.

Wir empfehlen ganz genau hinzuschauen, wo man gründet, gegebenenfalls auch im Ausland.

Gründen im Ausland: Darauf sollten Sie achten

exali: Bevor man im Ausland gründet, braucht es gute Vorbereitung: Gibt es Punkte, über die ich mich immer informieren sollte, unabhängig davon, in welchem Land ich gründe (z. B. kulturelle Besonderheiten, Gesetze etc.)?

Alexandros Dohn:

Hierbei gibt es sowohl einige private als auch unternehmensrelevante Themen:

Private Themen sind dabei etwa:

Business relevant sind unter anderem:

Wir empfehlen je nach Business Model und Industrie zudem auch immer eine Rücksprache mit:

Generell empfehlen wir ausserdem auch immer einen Erfahrungsaustausch mit Personen vor Ort.

Firmensitz Zypern: Eine Vorstellung

exali: Ihr habt K2Match ja in Zypern gegründet – was waren hier für euch die ausschlaggebenden Faktoren?

Alexandros Dohn:

Wir haben viel Zeit in Düsseldorf und Berlin verbracht und für uns waren unter anderem Sonne, Klima, Landschaft, Essen und Lifestyle, sowie Work-Life-Balance die entscheidenden Faktoren für eine Gründung im Ausland. Uns hat Zypern tatsächlich sehr überrascht, denn die Insel ist grösser als sie scheint und bietet etwa im Winter die Möglichkeit, in den Bergen Ski zu fahren und dann sogar am gleichen Tag noch im Meer zu baden oder zu golfen. Es gibt hier viele Wandermöglichkeiten und auch kulturell einiges zu sehen, neben den grossartigen Stränden und viel Sonnenschein.

Weiterhin gefiel uns auch, dass Zypern sich stark entwickelt hat und es mittlerweile auch eine stark wachsende Startup Szene und viele Konferenzen gibt, wie etwa das „reflect“ Festival.

Badr Moudden:

Einen weiteren persönlichen Vorteil, der für uns ausschlagend war, bietet das Non-Domicile Programm in Zypern. Es ermöglicht Ausländer:innen einen zypriotischen Steuerwohnsitz bei nur 60 Tagen Aufenthalt im Jahr, plus weitere Vorteile wie keine Steuern auf Dividenden beziehungsweise Kapitalgewinne (maximal 17 Jahre) - andere Länder, die vergleichbare Programme anbieten, wie beispielsweise Malta, haben eine 181-Tage-Regelung. Das bedeutet: International tätige Unternehmer:innen oder Selbstständige müssen theoretisch nur zwei Monate am Mittelmeer verbringen, um von Zyperns Steuerfreiheit auf Kapitalerträge zu profitieren.

Alexandros Dohn:

Zypern ist auch geografisch gut gelegen – in der Mitte von Europa und dem Mittleren Osten. Es gibt zwei internationale Flughäfen in Paphos und Larnaka. Die Flugzeit nach Berlin und Dubai beträgt ungefähr drei Stunden und die Flugpreise sind sehr günstig.

Was uns an Zypern auch sehr gefällt ist, dass Englisch Business stark vertreten und verankert ist und sich eine Deutsche Community immer stärker etabliert.

Badr Moudden:

Abseits des Non-Dom-Programms, welches auf Privatpersonen abzielt, gibt es auch hervorragende Steuervorteile für Unternehmen. So liegt die Unternehmensbesteuerung bei nur 12.5 Prozent und Kapitalerträge sind für Unternehmen in der Regel sogar steuerfrei. Bei der Kombination des Non-Dom-Programms und einer zypriotischen Kapitalgesellschaft ergeben sich unserer Meinung nach für Gründer:innen unschlagbare finanzielle Vorteile.

Tipp:

Wer sich für das Thema interessiert, kann sich beispielsweise die Rechner von tools.cypruslimited.com ansehen, die ein deutscher Auswanderer entwickelt hat.

exali: Was würdet ihr Gründer:innen raten, die sich überlegen, ihr Startup in einem anderen europäischen Land zu gründen?

Alexandros Dohn:
Wenn ihr ein Zielland im Auge habt, ist es empfehlenswert auch mal dort hinzureisen, um einen Eindruck vom Land zu bekommen. Generell würden wir empfehlen, erst die persönlichen Präferenzen zu klären – also das, was einem tatsächlich wichtig ist, wie beispielsweise Klima, Work-Life-Balance, Sprache und so weiter. Der nächste Schritt ist dann, sich vorzustellen, dort zu leben.

Am Anfang hatte es bei uns doch ein wenig Überwindung gekostet, aber am Ende ging alles viel schneller und einfacher als gedacht. Weiterhin würden wir raten, sich hinsichtlich des Unternehmensstandorts gut vorzubereiten. Wie erläutert zu den Fragen der Gründung im Ausland, empfehlen wir sich die essenziellen Faktoren genauer anzusehen und sich transparent beraten zu lassen.

International Gründen: Länderspezifische Unterschiede

exali: Gibt es länderspezifische Unterschiede, was etwa das Finden von Investor:innen oder Kundschaft betrifft?

Grössere Unterschiede gibt es zwischen EU und den USA. Innerhalb der EU scheint vieles gleich zu sein, doch beim genaueren Hinsehen, finden sich auch hier grössere Unterschiede, die viele Vor- oder Nachteile mit sich bringen können.

Venture Captial: Länderspezifische Unterschiede

Ein grosser Unterschied ist etwa der Zugang zu Kapital. In einigen Ländern in der EU ist es tatsächlich einfacher an Geld zu kommen, auch an höhere Investment Volumen, als in anderen. Weiterhin gibt es je nach Land auch unterschiedlich spezialisierte Venture Capitalists, die sich auf bestimmte Branchen und Nischen fokussieren.

Auch wenn es um Business Angels geht, gibt es innerhalb der EU unterschiedliche Mindset. Die folgende Grafik veranschaulicht recht deutlich, wie es um Venture-Capital Investitionen geht. Deutschland steht hier mit 11 Prozent gesamt Investitionsvolumen auf Platz 3 – die ersten beiden Plätze gehen an Grossbritannien und Frankreich, in denen grössere Summen geflossen sind.

Auswertung von Venture Capital Investitionen in verschiedenen Ländern von K2Match.

 

Wir raten daher, sich immer ein klares Bild zu machen und die geeigneten Investor:innen zu identifizieren und selektieren.

International gründen mit K2Match

exali: K2Match bietet ja ein internationales Ökosystem, das Startups, KMUs, Unternehmen, Expert:innen und Investor:innen zusammenbringt. Welche Faktoren sind hier entscheidend für ein „Match?

Alexandros Dohn:

Genau, wir sind ein Ökosystem aus kuratierten Startups, KMUs, VCs & PEs, Unternehmen, Expertinnen und Experten, Business Communities und Solution-Partner:innen. Für uns ist es wichtig ein Best-in-Class-Matching zu organisieren, mit den einzelnen Teilnehmer:innen. Die Qualität der Mitglieder:innen dieses Ökosystems ist entscheidend, um die beste Erfahrung für jede:n Einzelne:n bieten zu können. Daher haben wir auch neuartige Bewerbungs- und Selektionsprozesse entwickelt.

Beispielsweise haben unsere Startups die Möglichkeit sich für Plätze bei den live statt findenden, internationalen Investor Lounges zu bewerben. Zusätzlich bekommen Startups online Zugriff auf unser wachsendes Netzwerk aus Investor:innen. Dabei bewerben sich Startups auf unseren Deal Room.

Der Ablauf ist einfach: Es werden erfolgskritische Fragen für Investor:innen gestellt und das „Pitch-Deck“ wird hochgeladen. Die Daten sind dann für alle K2Match Investor:innen sichtbar. Dadurch sparen sich Startups viel Zeit in der Akquise von Kapitalgeber:innen. Denn sowohl alle relevanten Informationen sind an einem einzigen Ort, als auch mehrere Kapitalgeber:innen können online auf die Startups aufmerksam werden und sie kontaktieren.

Generell matchen wir die Bedürfnisse des Startups mit passenden Stakeholdern aus unserem Ökosystem. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, B2B und B2B2C Startups zu Hidden-Champions und Market-Leadern zu entwickeln.

exali: Was sind aus eurer Sicht die grössten Fehler, die Gründer:innen – vorrangig Startups, aber auch bei KMUs – am häufigsten machen?

Alexandros Dohn:

Wie Eingangs beschrieben, gibt es viele Herausforderungen. Was uns in Gesprächen oft auffällt ist, dass es viele Unternehmen gibt, die keine solide Vertriebs- und Marketingstrategie haben.

Tipps für Gründer:innen

exali: Habt ihr einen Tipp, den aus eurer Sicht alle Gründer:innen wissen sollten?

Alexandros Dohn:

Egal wie smart die Gründer:innen sind, können die meisten nicht alles gut. Sie sollten sich daher im Klaren sein, wo ihre Stärken liegen – und wo ihre Defizite. Wir empfehlen, sich externe Unterstützung zu holen, um die Defizite zu kompensieren, etwa in Form von zusätzlichen Mitarbeiter:innen, Expertinnen und Experten sowie einem Advisory Board (Beirat).

Des Weiteren raten wir, sowohl für die eigene Planung, als auch für die Fremdkapitalsuche, einen klaren, nachvollziehbaren Businessplan zu schreiben, der das „Herz“ und „Portemonnaie“ potenzieller Geldgeber:innen gleichzeitig treffen.

Vielen Dank für dieses spannende und informative Interview!

Unser Interviewpartner: Badr Moudden

 

Badr hat europäische Spitzenunternehmen und Start-ups beraten und verfügt über eine ausgewiesene Erfolgsbilanz bei der Skalierung von Unternehmen und der erfolgreichen Begleitung von Unternehmen durch Seed- und Serien-A-Finanzierungsrunden. Badr ist ein anerkannter Coach und Start-up-Mentor, ehemals Präsident der Manager Lounge Düsseldorf und ein internationaler Netzwerker.

Unser Interviewpartner: Alexandros Dohn

 

Alexandros verfügt über ein einzigartiges Fachwissen im Aufbau von schnellen, einnehmenden Geschäftsbeziehungen, die die nächste Stufe der Zusammenarbeit und exponentielles Geschäftswachstum fördern. Seine Unternehmungen umfassen Plattformen für Branchenexperten, die in der Lage sind, bei allen Fragen im Zusammenhang mit der Skalierung von Startups und KMU zu helfen. Alexandros ist Experte für digitale B2B- und B2C-Leadgenerierung und die Digitalisierung von Akquisitionsprozessen. Er berät Unternehmen bei der Schaffung erfolgreicher Strukturen und Abläufe.

Über K2 Match:

Die Kombination K2 Match steht für folgende Begriffe: Der K2, der zweithöchste Berg der Erde, der aber noch schwieriger zu besteigen ist als der Mount Everest – und Match für die Zusammenführung von B2B und B2B2C Startups & Scalueps mit kuratierten Top-Expert:innen, Investor:innen, Corporate Partner:innen und Solution Partner-Teams, um den sinnbildlichen K2 (Firmengründung, Investionen etc.) zu besteigen. Die Expertinnen und Experten werden dabei sorgfältig ausgewählt, um ihr einzigartiges Fachwissen mit der richtigen Geschäftsethik zu kombinieren. 

 

Mehr zu den Services von K2Match finden Sie unter: www.k2match.com